DDV-Bundestrainer Roland Scholten
zum Wright-Bezwinger Gabriel Clemens:
„Mache es nicht größer als es ist“

Frage: Roland, Du warst selbst bei ca. 14 Weltmeisterschaften als Spieler am Start und kommentierst jetzt als Experte für den niederländischen TV-Sender RTL7 die PDC-WM in London. Deine Meinung zum Sieg von Gabriel Clemens über den Weltmeister?

Scholten: Er war natürlich der Außenseiter, aber so ist Darts auf höchstem Niveau. Wright hatte Probleme mit seinen Doppel, da war Clemens besser und das hat den Unterschied ausgemacht. In den wichtigen Momenten war er einfach da!

Frage: Hättest Du vorher an einen Sieg von Clemens, der in der DDV-Bundesliga beim DV Kaiserslautern gemeldet ist, geglaubt?

Scholten: Vorher war es 30:70 gegen Clemens. Wright hat mehr Erfahrung, aber es gibt immer eine Chance. Mich hat es nicht wirklich überrascht. Es war für ihn wahrscheinlich einfacher zu spielen als gegen seinen Landsmann Nico Kurz.

Frage: War das jetzt Dartsgeschichte für Deutschland?

Scholten: Mache es nicht größer als es ist. Nach einem warmen Tag ist noch kein Sommer da. Im DDV gibt es einen guten Boden an Talenten, zu denen noch ein paar mehr gehören als Kurz, Hopp und Clemens. Davon konnte ich mich schon überzeugen.

Frage: Wie schätzt Du die Chance ein von Clemens gegen Krzysztof Ratajski?

Scholten: Er kann auch gegen ihn gewinnen. Wie gesagt, gegen Wright war es für ihn 30:70, gegen Ratajski ist es 50:50. Das ist ein anderer Typ. Clemens hat Talent und viel Potential. Ich traue ihm das zu.

Frage: Gibt es irgendeine logische Erklärung, warum es gefühlt mehr niederländische als deutsche Spitzenspieler gibt?

Scholten: Die Niederländer haben einfach ein paar Jahre Vorsprung. Wir waren Anfang der 90er Jahre mit van Barneveld, Con Stompé oder mir in der Spitze dabei, was andere Spieler motiviert hat, nachzuziehen. Das ist alles auch in Deutschland möglich. Der DDV ist mit seinem Leistungssportkonzept auf einem guten Weg. Der muss jetzt konsequent weiter gegangen werden.